Lat. Dipsacus fullonum

Die Wilde Karde begegnet mir in letzter Zeit immer häufiger . Vielleicht liegt es daran, dass viele Bauern als Ausgleichsfläche einige Streifen Ackerland der Natur überlassen und nicht bearbeiten… In den sogenannten Buntbrachen finden die Pflanzen und viele Tiere wieder einen idealen Lebensraum. Dank diesen Buntbrachen finden Schmetterlinge, Schwebefliegen, Bienen, Hummeln, Wanzen und Bockkäfer auch im Hochsommer noch Nahrung. Viele Nützlinge, die für die biologische Schädlingsbekämpfung eine Rolle spielen, finden hier ein Zuhause.

Doch zurück zur wilden Karde..

Die auffallend stachligen Blüten stehen auch Monate nach der Blütenzeit noch aufrecht in der Landschaft und die Pflanze erinnert mich an die dichte Macchia von Korsika, an welchem sich man beim Biken die Waden aufkratzt. Besonders faszinierend fand ich die Silhouette der Pflanze, welche im Gegenlicht für tolle Fotos Model steht.

Erstaunt war ich aber, als ich nach dem Fotografieren noch etwas mehr über die geheimnissvollen Pflanzen wissen mochte und mal den Professor Google zu Hilfe rufte. Meine Suche nach „stacheligem Ackergestrüpp“ brachte mich zunächst auf die Fährte der Disteln, bei genauerer Rechereche stiess ich jedoch auf die Wilde Karde, welche eigentlich keine Distel ist. Ich war überrascht, welche „Geheimnisse“ sich hinter der Pflanze verbargen…

Wilde Karde
Wilde Karde

Erstaunliches gibt es nur schon über die Namen der Pflanze zu erfahren:

Name
Der Latainische Namen der Pflanze lautet Dipsacus fullonum – Dipsacus kommt offenbar aus dem griechischen und bedeuted dipsa für Durst. Dies, weil sich nach dem Regen in den Trichtern der Stängelblätter das Wassser sammelt. Der zweite Name follunum bedeuted auf Lateinisch „Tuchmacher“, was auf eine praktische Verwendung der Pflanze in der Stofffabrikation hinweist.

Die Pflanze hat im Volksmund jedoch auch weitere, selbstsprechende Namen: Weberkarde, Immerdurst, Kardendistel, Igelkopf, Kratzkopf, Walkerdistel

Beschreibung
Die Wilde Karde ist eine bis zu 2 Meter hohe, krautige, stachelige Pflanze. Die Stängelblätter sind kreuzgegenständig angeordnet und sind paarweise in der Basis zusammengewachsen. Am Stengel bilden die Blätter einen Trichter (Phytotelm), in welchem sich Wasser ansammeln kann. Dies dient der Pfanze als Schutz gegen Ameisen, welche in dem Bad (Venusbecken) ersaufen. Und wo keine Ameisen sind, gibts keine Läuse – die Wilde Karde denkt also zwei Schachzüge voraus. Andererseits freuen sich Insekten und Vögel über die Wasserquelle um den Durst „Dipsa“ zu stillen.

venus
Venusbecken der wilden karde

Die Blütezeit erlebt die Pflanze im Juli und August. Die Ringförmige, meist violette Blütte wandert von der Mitte aus ringförmig nach oben und unten.

marienkäfer
Blüte der wilden karde
blüte der wilden karde
Blütenstiehl der wilden karde

Zurück bleiben 5mm grosse Nüsschen, welche bei Berührung rausspringen. Die Stiehle der Pflanzen sind sehr biegfähig und können als Schleuder für die Samen fungieren. Die Samen können, beispielsweise wenn sich ein Tier oder ein unachtsamer Fotograf an den Stacheln hängenbleibt, mehrere Meter weit geschleudert werden. Diese Aufgabe kann jedoch auch der Wind übernehmen. Die Samen sind im September/Oktober reif.

Weber Disteln
Weber Disteln

Heilwirkung
Die Heilwirkung der Pflanze wird ihr vor allem aus einer Tinktur oder Tee gutgeschrieben, welche aus den ausgekochten Wurzeln gebraut werden. So soll ein Tee Morgends und Abends gegen Akne helfen. Weitere Einsatzgebiete waren im Mittelalter vor allem bei Warzen bekannt. Auch sollen Gelbsucht, Leberbeschwerden, Magenkrankheiten, kleine Wunden und Hautflechten mit Essenzen der Pflanze geheilt werden können. Auch soll die Pflanze bei Borreliose helfen, was jedoch noch umstritten ist.

Ausserdem besagt offenbar ein alter Volksglaube, dass wenn sich ein Mädchen mit dem Wasser der in den Blütenachseln gespeichertes Wasswer wäscht, wird es besonders schön! Und tatsächlich, gewisse Kosmetika beruht offenbar auf der Zauberkraft der Wilden Karde… http://m.clarins.ch/on/demandware.store/Sites-clrch-Site/de_CH/Page-Show?cid=dipsacus_sylvestris
(bevor ihr jetzt aber loszieht und das gespeicherte Wasser absaugt und euch täglich damit einreibt, solltet ihr wissen, dass die Pflanze vermutlich die darin ersoffenen Insekten sich einverleibt! *Schluck* vielleicht wäre der Name Insekten-Leichenbad passender… aber nur zu.. würde mich über eure Erfahrungen freuen! 🙂 )

Weitere Verwendung

Fullonum (Tuchmacher) trägt die Pflanze stolz im Namen, da die stacheligen Blütenköpfe von Webern zum Bürsten (Karden = Kämmen) von Wollstoffen benutzt wurde. Auch wurde aus den getrockneten Planzen einen Farbstoff gewonnen, der als Ersatz für Indigo (dunkblau-viollett) galt.

wilde karde marienkäfer
wilde karde mit marienkäfer

Schlussendlich dient die Pflanze auch als Futterstelle für Hummeln und Schmetterlinge (Langrüssler). Wühlmäuse halten die Wurzeln für Delikatessen und der Distelfink erfreut sich am Winter an den Samen der Blütenstände, welche über ein Jahr stehenbleiben können.

Wirklich sehr überraschend, was die Natur bieten kann…

Die Informationen habe ich vor allem aus folgenden Quellen zusammengetragen.

Quellen:
http://de.wikipedia.org/wiki/Wilde_Karde
http://www.lebensharmonie.ch/docs/w_karde_artikel.pdf
http://www.awl.ch/heilpflanzen/dipsacus_fullonum/index.htm

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