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Zu Besuch im Bienenhaus

Der Tämpi, ein Feuerwehrkamerad, hat ein Bienenhaus in Spreitenbach. Auf einem Besuch bei ihm erfuhr ich sehr viel spannendes über die Honigproduktion und die Pflege der Bienenvölker.

Bienenhaus
Bienenhaus

 

Wie sieht es im inneren eines Bienenhaus aus?

Es gibt grundsätzlich zwei verschieden Bienenstock-Arten. Den Schweizerkasten und die Magazinbeute.  Bei der Magazinbeute werden die Waben von oben bewirtschaftet. Dies ist die in Europa am weitesten verbreitete Methode. Der Schweizerkasten findet man nur in den traditionellen Bienenhäuschen in der Schweiz.  Beim Schweizerkasten werden die Bienenwaben von hinten nach vorne bewirtschaftet. Dies hat den Nachteil, dass wenn man an die vorderste Wabe gelangen möchte, alle anderen zuerst rausnehmen muss.

Bienenflug
Bienenflug

 

Bee Cool

Volle Waben wiegen gerne über 1 Kg, was beim rausnehmen eine starke und ruhige Hand erfordert. Der Tämpi sagt mir, „die Bienen lieben es nicht unbedingt, wenn ihnen jemand an den Honig will“. Somit gehört der einte oder andere Stich in die Hand halt zur Routine beim Imkern. „Entweder man wird schon fast immun gegen das Gift, oder man reagiert allergisch“ erklärt er. Das sieht man dann schon nach ein paar Stichen. Wichtig ist es, die Ruhe zu bewahren und die Wabe nicht etwa noch fallen zulassen. Dann hätte man wohl Party im Bienenstall. Die Bienen reagieren bei Gefahr durch lautes Summen. Dies wird von den Kollegen als Warnsignal registriert und kann sich auf die anderen Bienen ausbreiten. Wenn dann mal ein ganzes Volk auf Attacke umschaltet kann es auch mit Schutzanzug relativ ungemütlich werden. Somit lautet die aller oberste Devise beim Imkern – Keep Cool! (Auch wenn ein liebes Bienchen auf die Nase zielt!)

Schweizerkasten
Schweizerkasten-System
Imker bei der Arbeit
Kontrolle des Bienenstocks durch den Imker – Hier an einem Magazinbeute-Kasten
Bienen
Bienen

 

Volksgrösse und Platzbedarf

Der Imker muss den Platzbedarf im Kasten der Volksstärke anpassen. Dies, weil die Bienen ein eigenes Klima im Kasten schaffen. So ist das Volk zum Beispiel im Winter kleiner und benötigt weniger Platz. Damit es schön warm im Stock bleibt, sollte dieser nun kleiner sein. Auch sollten alte Waben aus Gründen der Hygiene entfernt werden, denn Bienen sind sehr anfällig auf Krankheiten. Hat ein Volk jedoch zu wenig Platz, besteht die Gefahr, dass sie eine neue Königin heranziehen und dann schwärmen -> Siehe auch hier – Bienenschwarm.

Bienenvolk
Ein Bienenvolk auf den Waben

 

Hochzeitsflug

Schlüpft eine neue Königin, sucht sie zuerst nach möglichen Schwestern im Bienenstock und bringt sie um. Frei nach dem Motto: „es kann nur eine geben“. Zwei bis drei Wochen später begibt sie sich auf den Hochzeitsflug. Gefolgt von ca. 20’000 Drohnen (Männchen) trifft man sich auf sogenannten Drohnenplätzen für die Paarung. Es kommen auch Drohnen aus anderen Völkern dazu und werben um die neue Schöne. Von allen Bewerbern kommen dann jedoch nur etwa 12 (im Fluge) zum Glück – und auch dieses Glück ist nur von kurzer Dauer, so überleben die Drohnen die Paarung nicht. Die Königin hat nun aber genug (ca. 10 Millionen) Spermien für ihr ganzes Leben (etwa 4 Jahre) gesammelt und lebt nun nur noch im Bienenstock und legt Eier für den Nachwuchs. Dabei legt sie 1-2 Eier pro Minute. Aus befruchteten entwickeln sich Arbeiterinnen und aus den unbefruchteten Drohnen.

Kaderförderung

Neue Königinnen werden von den Bienen aus normalen Larven nachgezogen. Sie füttern sie jedoch mit dem Gelé Royal, was sie zu Königinnen heranwachsen lässt. Muss eine alte Königin einer neue Platz machen, so schwärmt sie mit einem Teil ihrer treuen Anhängerinnen aus und sucht sich ein neues Zuhause.

Larvenwaben
Die Bienen kümmern sich um die Larven

Drohnen

Ausser für die Befruchtung der Königin sind die Drohnen für nichts zu gebrauchen. Sie haben im Bienenstock eine eigene, sogar etwas grössere, Baby-Abteilung und ernähren sich mit dem Honig, welcher die Arbeiterinnen herschleppen. Kein Wunder also, werden sie im Herbst nicht mehr in den Stock eingelassen. Dies endet mit dem sicheren Tod. Die Drohnenwabe hat ein grösseres Risiko, Varoa Milben in den Stock zu bringen. Die Milben entwickeln sich exponential und gehen deshalb bevorzugt in die Drohnenwabe, weil diese etwas länger zum Schlüpfen benötigen. Deshalb kann der Imker mit dem Drohnenschnitt die Wabe entfernen und reduziert damit das Risiko des Milbenbefalls. Ausserdem reduziert das Entfernen der Drohnenwabe das Schwärmen der Bienen.

Bienenbabystube
Drohnen-Wabe
Drohnenwabe
Drohnenwabe
Drohnenwabe
Drohnenwabe

Waben

Der Aufbau der Honig- Pollen und Brutwaben orintiert sich am Einflugloch. Die Bienen bauen hierzu die bekannten 6-eckigen Waben, welche den vorhandenen Platz optimal ausschöpfen.  Den Wachs für den Bienenbau produzieren die Bienen mit Schwitzen. Winzige Wachsplättchen werden aus den Wachsdrüsen ausgeschieden, durchgekauft und auf den Waben aufgebaut. Ist die Wabe voll, verschliessen die Bienen die Waben mit einem weissen Deckel.

Honigwabe
Honigwabe
Honigwabe
Honigwabe mit Bienen

Aufgaben im Leben einer Arbeitsbiene

Im Leben einer Biene gehört dazu, dass sie verschiedene Aufgaben übernimmt. Zuerst wird mal 3 Wochen lang geholfen des Nest zu säubern und sie arbeitet im Reinigungsteam. Dannach beginnt das Leben als Stockbiene. Auch für ca. 3 Wochen füttert sie als Ammenbiene den Nachwuchs oder steht als Wächterin beim Flugloch Wache.  Der letzte Abschnitt ihres Lebens, auch wieder ca. 3 Wochen, verbringt sie als Flugbiene, sammelt Nektar oder arbeitet als Spurbiene.

Bienenwaben
Wabenbau
Honig
Honigwabe

Rauch

Arbeiten am Bienenhaus sollte man mit Rauch begleiten. Der Rauch setzt die Bienen in höchste Alarmbereitschaft. Sie treffen nun eifrig Vorkehrungen für eine schnelle Flucht aus dem Bienenhaus. Dazu füllen sie ihre Honigblasen mit Honig und sind dabei viel zu beschäftigt, den Imker bei seiner Arbeit wahrzunehmen oder zu stechen. Tämpi benutzt dazu einen speziellen Smoker. Er habe es auch schon mit „eme Chrumme“ versucht, aber es sei ihm dann vom Rauch selber schlecht geworden und der Rauch steigt in die Augen – dann bringts natürlich auch nicht viel.  Ein entflohener Bienenschwarm wird mit einem Wasser-Spray benetzt und die Bienen halten das für Regen. Sie ziehen sich zusammen und fliegen nicht mehr aus. Die Behandlung mit Rauch nützt hier nichts, da die Bienen vor dem Ausschwärmen die Honigblase bereits gefüllt haben.

Wir hatten vor einiger Zeit in der Nachbarschaft einen Bienenschwarm. Bilder vom Einfangen durch einen Imker hier – Bienenschwarm.

Imker
Imker bei der Arbeit
Rauch
Rauch

Honig

Für das schöne Hobby oder den Beruf in der Natur wird der Imker von den Bienen mit Honig belohnt. Im Fall vom Tämpi könnt ihr das feine Produkt auf dem Bauernhofladen „Obstgarten“ vom Reto Lienberger in Spreitenbach erwerben. Als toller Nebeneffekt bestäuben die Bienen die Obstplantage von Reto. Was zuerst war, „der Obstbaum oder die Biene?“, ist nicht abschliessend geklärt. Aber es braucht beide!

Obstgarten Spreitenbach

 

Fotogalerie Bienenhaus:

 

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