Am Rande des Abgrundes
Es gibt Orte auf dieser Welt, welche auf mich eine magische Anziehungskraft ausüben. Der Creux de Van gehört dazu – und ich bin überzeugt, dass es nicht nur der Majestätische Anblick des Talkessels ist, welcher schon in der Eiszeit gebildet wurde.
Der Creux du van ist ein Kraftort
Ein Kraftort ist aus geomantischer Sicht ein Ort, welcher sich durch seine Ausstrahlung und Atmosphäre und/oder Energie von seiner Umgebung abhebt. Nicht auf alle Menschen wirken diese Orte gleich – so wirken sie auf manche Menschen beruhigend, auf andere geheimnisvoll, beängstigend oder machen nervös und kribelig. Ich fühle mich von diesem Krater magisch angezogen und kann mich fast nicht vom erhabenen Anblick, der wilden, Natur lösen welche viele Geheimnisse zu verbergen scheint. Die wilde Umgebung, die mythische Landschaft und die Menschen mit ihren verborgenen Geschichten faszinieren micht.
Die Grüne Fee
Nicht weit von hier braute vor langer Zeit eine, als Kräuterhexe bekannte Frau namens Marguerite Henriette Henriod im Val de Travers ihr Säftchen aus Wermut, Fenchel und Anis. Wegen dem grünlichen Aussehen wurde der Absint auch als La fée verte bekannt. Eigentlich als Heilmittel gegen Bauchweh oder Spitzmausbisse erfunden, machte der Absint seinen Weg nach Frankreich und machte Soldaten die Grauen des Krieges in bisschen ertragbarer. Absint trinken mit speziellen Ritualen etablierte sich in den noblen Kreisen von Paris und galt als chic. Der Absint verbreitete sich unter Künstlern. Van Gogh schnitt sich im Absint-Rausch ein Ohr ab und während die Reblaus in Europa wütete wurde der Absint immer in grösseren Mengen produziert und verursachte dementsprechend auch immer grössere Probleme. Die Schweiz ging voran mit einem Absint-Verbot und bald folgte Frankreich. Das Problem lag nicht an den giftigen Inhaltsstoffen, sondern am sehr günstigen preis des Absints. So kam es, dass im Val de Travers die illegale Produktion von Absint florierte. Durch das Verbot lebte der Mythos der Grünen Fee erst recht auf und viele waren aus wirtschaftlichen Gründen gegen die Legalisierung im Jahre 2005.
Zurück ins Le Soliat
Wir übernachteten wieder im Le Soliat. Eine Einfache Herberge mit offenem Feuer in der Küche. Die Angestellte aus Osteuropa gab an, dass sie den Kraterrand seit sie dort sei erst zwei mal besucht hat.. offenbar doch kein Kraftort für alle… Trotz nebligem, windigen eher kühlem Wetter besuchten wir die Felswand am Abend und am frühen Morgen nochmals – und wurden belohnt. Die Steinböcke stiegen aus der steilen Wand um das spärliche Gras am Rand zu mähen. Unsere Anwesenheit schien sie nicht gross zu stören – ein Mystisches Erlebnis halt!
Neuenburgersee
Da wir mit den Bikes unterwegs waren, fuhren wir noch um den Neuenburgersee. Auch so ein schöner Ort mit seinen Naturschutzgebieten, schmucken Städtchen und schönen Badeorten.
Die Region hat den Status Geheimtipp wohl bereits verloren – aber trotzdem fühlt sich die wilde Landschaft im Jura-Gebirge mit ihrer rebellischen Geschichte und den Mythen um die Schwarzbrenner des Val de Travers an, als lodern dort noch die Funken der Vergangenheit im Untergrund. Die Ohren haben wir alle wieder mit nach Hause gebracht… Aber ein Teil der Seele will zurück zum Kraftort in den Neuenburger Jura.